Bewältigung der AMR-Herausforderung durch gezielte Beeinflussung des Pathogenverhaltens in vivo
Die antimikrobielle Resistenz (AMR) fordert weltweit einen hohen Tribut für die Gesundheit. Gegenwärtig ist die Antibiotikaresistenz direkt für mehr als eine Million Todesfälle pro Jahr verantwortlich, eine Zahl, die bis 2050 auf 10 Millionen ansteigen dürfte. Die Pipeline für neue Klassen von antimikrobiellen Mitteln ist seit mehreren Jahrzehnten versiegt und muss dringend aufgefüllt werden.
Angesichts dieser Situation beschlossen die Professoren Christoph Dehio, Urs Jenal und Dirk Bumann, drei international renommierte Infektionsbiologen, die Art und Weise der Erforschung von antibiotikaresistenten Erregern zu ändern. Mit ihrer Arbeit, die zu grundlegenden Erkenntnissen über die Interaktion zwischen Wirt und Erreger und die Physiologie bakterieller Krankheitserreger führte, waren sie ideal positioniert, um die antimikrobielle Forschung zu verändern und neue Wege zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz zu finden.
Ihre Vision war klar. Sie wollten auf bakterielle Schwachstellen abzielen, die in vivo im menschlichen Körper aufgedeckt wurden und die in Programmen zur Entwicklung von Arzneimitteln unter herkömmlichen Laborbedingungen noch nie systematisch untersucht wurden. Ihr ehrgeiziger Plan sah vor, ein multidisziplinäres Team aus der ganzen Schweiz zu vereinen, um das Fachwissen aus der klinischen und biologischen Forschung und dem Ingenieurwesen zu bündeln und die In-vivo-Daten von menschlichen Patienten in gezielte Lösungen auf der Basis von menschlichem Gewebe zu übertragen, um die Entdeckung innovativer antimikrobieller Mittel, wie z. B. neuer Antibiotikaklassen oder der Phagentherapie, zu beschleunigen.
Diesen Plan für einen Paradigmenwechsel in der Antibiotikaforschung fassten sie in einem Gesuch an den Schweizerischen Nationalfonds zusammen, und im Jahr 2020 begann die Phase 1 des Nationalen Forschungsschwerpunkts AntiResist.
Seither hat sich der NCCR AntiResist stetig weiterentwickelt. Mit Prof. Dr. med. Nina Khanna stiess 2022 als stellvertretende Direktorin zu dem Trio, und mit 31 Forschungsgruppen in der Schweiz und in Israel beginnt sich die wissenschaftliche Zusammenarbeit auszuzahlen. Das Konsortium plant nun die nächsten Schritte der Phase 2, in der die Ergebnisse der gewebebasierten Infektionsstudien zum Aufbau von Screening-Plattformen für neue antimikrobielle Mittel verwendet werden sollen. In Erwartung der Ergebnisse, die das Potenzial haben, die antimikrobielle Forschung und Entwicklung zu verändern und eine Vorreiterrolle bei der Bekämpfung der Antibiotikaresistenz einzunehmen, werden enge Beziehungen zur Industrie geknüpft.